Swissmem Berufsbildung Aktuelles Berufsbildungstag 2025

Berufsbildungstag 2025:
KI kann ich? Kann ich!

Organische Intelligenz trifft Künstliche Intelligenz: Der Swissmem Berufsbildungstag in St. Gallen hat gezeigt, wie viel Potenzial in KI steckt, wenn man ihr mit Verstand begegnet. Rund 300 Teilnehmende hatten den Weg in die Olma-Hallen gefunden, um den Blick in die Zukunft zu wagen.

Bereits bei der Publikumsumfrage zu Beginn des Tages wurde klar: Die Offenheit in der Tech-Industrie gegenüber dem Thema KI ist gross − und doch werden die Entwicklungen mit kritischen Geist begleitet. Der Grossteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewertete den Nutzen der KI mit 7 bis 8 auf einer 10er-Skala.

Diese Mischung aus «Zukunftschancen packen» und «Hinterfragen» prägten auch die Begrüssungsworte von Regierungsrat Beat Tinner. Fachkräfte müssten neue Technologien nicht nur anwenden, sondern sich auch kreativ einbringen können. Und da habe die Berufsbildung gute Karten, so Tinner.

«Die Berufsbildung bringt Innovation, die Praxis und die Menschen zusammen», meinte der Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements des Kantons St. Gallen. Diesen kooperativen Ansatz brauche es auch, um dem Thema KI zu begegnen. 

 

Die Menschen involvieren

Der Jungunternehmer Andrin Knoll verkörpert die eingangs erwähnten Eigenschaften exemplarisch. Bereits als Lernender hatte er sich mit neuen KI-Themen auseinandergesetzt und firmenspezifische Lösungen umgesetzt. 

Als sich die  technologischen Möglichkeiten und die unternehmerischen Chancen rasant weiterentwickelten entschied er sich, ganz ins Geschäft mit KI einzusteigen. Heute hilft Andrin Unternehmen, erste Schritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu gehen. Wie seine Live-Demo zeigte, bewegt er sich dabei technologisch am Puls der Zeit.  

 

Dennoch ist Andrin überzeugt, dass KI nicht nur etwas für Geeks ist. Vielmehr empfiehlt er, in Projekten Personen aus allen Bereichen und allen Hierarchiestufen mit einzubeziehen. Damit ein Projekte zum Erfolg werde, brauche es Enthusiasten genauso wie kritische Stimmen, das Management genauso wie Anwenderinnen und Anwender. «Wichtig ist», so Andrin, «dass man sich bereits jetzt damit auseinandersetzt.» Dabei genüge es nicht, bloss ein Seminar zu KI zu organisieren. Vielmehr empfiehlt es sich, konkrete Use Cases zu identifizieren, die einen Mehrwert schaffen können. (Präsentation Andrin Knoll)

Vom Wollen zum Können zum Dürfen

Thomas Schumacher, Leiter Swissmem Berufsbildung, begegnete dem Thema Künstliche Intelligenz in seinem Referat mit den Grundfragen: Will ich? Kann ich? Darf ich? Dabei wurde deutlich, dass er sich nicht nur persönlich ins Thema vertiefen will, sondern auch die Branche sich dem Thema in der Breite annehmen wird. 

Mit dem Sprung vom «Ich will» zum «Wir können!» wird viel Potenzial freigesetzt. Schumacher verwies beispielhaft auf die Berufsrevision FUTUREMEM. Auf der Lernplattform www.techLearn.swiss sowie im Verlag  nextecmedia.ch werden die neuen digitalen Möglichkeiten ebenfalls mitgedacht werden. 

 

Weitere wichtige, aktuelle Themen aus Sicht von Swissmem Berufsbildung sind die Nachwuchsinitiative www.faszination-technik.ch sowie die Berufsmeisterschaften SwissSkills. Diese finden vom 17. bis 21. September 2025 in Bern statt und bringen die ganze Berufsbildungswelt der Schweiz zusammen (Präsentation Thomas Schumacher).

Grosse Auswirkungen - bleibende Werte

In der nachfolgenden Diskussion zeigte sich, dass mit der Künstlichen Intelligenz eine Universaltechnologie in die Welt gekommen ist, die grosse Auswirkungen haben wird. 

Vidor Kapy, Chief Information Officer bei Bühler AG, erkannte einen klaren Mehrwert der KI zum Beispiel beim Wissensmanagement. Künstliche Intelligenz kann helfen, Knowhow weiter zu geben und in einem Unternehmen aktuell zu halten. Dafür müssen allerdings verschiedene Abteilungen involviert werden. In diesem Sinne ersetzt Künstliche Intelligenz nicht Wissen, sondern ergänzt vielmehr die Kompetenzen der Mitarbeitenden. 

 

Adam Gontarz, Leiter Digitalisierung, Innovation und Technologie bei Swissmem, wies darauf hin, dass Künstliche Intelligenz schon länger in der Industrie verbreitet ist. Durch die neuen generativen Modelle habe die Dynamik aber zugenommen und zusätzliche Effizienzgewinne möglich gemacht. 

Mit Blick auf die Bildung war Sabine Seufert, Professorin für Wirtschaftspädagogik, überzeugt, dass es sich nur um einen evolutiven Prozess handeln könne. Die menschliche Beziehung sei nach wie vor zentral. Auf die Basisqualitäten der Bildung verwies auch Daniel Kehl, Rektor des Rektor des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums St. Gallen. «Wir müssen verstehen lehren», so Kehl. Dieser Kernsatz sei nicht neu, aber nach wie vor gültig. Er plädierte dafür, neben den 4 K (Kritisches Denken, Kreativität, Kooperation, Kommunikation) auch einen fünftes K zu stärken – die Bildungskultur.      

Die Kunden im Blick behalten

Der Nachmittag wurde von Martin Hirzel, Präsident Swissmem, eröffnet. Er liess den Blick auf die aktuelle weltpolitische Lage schweifen und zeigte auf, wo die aktuellen Herausforderungen liegen. 

Handelshemmnisse, Blockbildung und eine geringe Planbarkeit führten dazu, dass Ausgaben verschoben würden. Als klassische Investitionsgüterindustrie sei die Tech-Industrie entsprechend unter Druck, so Hirzel. 

Positiv stimmte Hirzel die Bereitschaft der Unternehmen, in neuen Technologien wie die Künstliche Intelligenz zu investieren sowie das Engagement der Tech-Industrie für die Bildung. Diese müsse sich an den Hauptstärken der Industrie orientieren. Dazu zählten Teamwork, Innovation, Internationale Vernetzung und Kundenorientierung. 

Dank der Berufsbildung verfüge die Schweiz über einen hohen Skills-Mix, erklärte Hirzel. Dieser müsse für die Kunden eingebracht werden, um einen spürbaren, echten Mehrwert zu schaffen.  (Präsentation Martin Hirzel)

Kein Hype, sondern Realität

Die nachfolgenden Programmteile boten Gelegenheiten, konkrete KI-Anwendungen zu erleben. Dabei zeigte sich, dass das Thema weit über die inzwischen gängigen Chat-Anwendungen hinausgeht, und vielfältig in den Berufs- und Bildungsalltag integriert werden kann. 

Mit KI können Prozesse zwar beschleunigt werden, das Hinterfragen und selbstständige analysieren wird durch sie aber nicht abgelöst. KI als Sprungbrett zu nutzen, das einen von der Aufgabenstellung direkt zur Lösung katapultiert, mag verlockend sein. Dennoch empfiehlt es sich, den Lernpfad selbst zu gehen und diesen aus Sicht der Ausbildnerinnen und Ausbildner eng zu begleiten. (Präsentation Use Cases Andrin Knoll)

 

Dass KI auch in der Welt des Fussballs bereits vielfältig zum Einsatz gelangt, zeigte Beat Kronenberg, CEO der FC St. Gallen Event AG. 

Während seines Referats wurde klar: KI steht stets im Dienst, eine einzigartige Erfahrung im Stadium zu schaffen. Sie ist jedoch kein Selbstzweck. 

Um eine faszinierende Atmosphäre für die Fans zu kreieren, werden die Vorteile der KI einerseits auf Stufe des Teams eingesetzt, umfassen aber letztlich die ganze sogenannte «Fan-Journey».

Die Emotionen, die im Stadium erlebt werden können, sind real und analog. Wie in der Unternehmenswelt kann Künstliche Intelligenz im Sport helfen, soziale Erlebnisse noch einzigartiger zu gestalten. Es wird ihr aber wohl auch in Zukunft nicht gelingen, sie gänzlich zu ersetzen.

 

Save the Date

Olivier Habegger, Leiter Marketing Swissmem Berufsbildung, durfte zum Schluss auf einen sehr inspirierenden Tag zurückblicken. Er bedankte sich bei allen Teilnehmenden, Referentinnen und Referenten sowie bei der Programmkommission für ihren Beitrag und die wertvollen Diskussionen. 

Das ganze Team freut sich, die Berufsbildungswelt der Tech-Industrie auch im kommenden Jahr begrüssen zu dürfen: 

Swissmem Berufsbildungstag 2026
Freitag, 8. Mai 2026, Bern

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Letzte Aktualisierung: 26.05.2025