Swissmem Berufsbildung Aktuelles Rückblick Berufsbildungstage 2014 «Go ahead, go Berufsbildung»

Rückblick Berufsbildungstage 2014 «Go ahead, go Berufsbildung»

An den Berufsbildungstagen im November 2014 in St. Gallen, Baden und Bern nahmen rund 350 Berufsbildnerinnen, Berufsbildner und zahlreiche Lernende teil. Unter dem Motto «Go ahead, go Berufsbildung» wurden viele Ideen zur Welt der Jugend von morgen und zur Zukunft der Berufsbildung zusammengetragen.

Impulsreferate Am Vormittag referierten je ein Vertreter von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite zum Thema «Eine Vision der Berufsbildung von morgen». Die Perspektive der Arbeitgeber Die Arbeitnehmervertreter (Valentin Vogt, Arbeitgeberpräsident Schweizerischer Arbeitgeberverband, Marcel Pawlicek, CEO Burkhard Compression und Philipe Mosimann, CEO Bucher Industries) betonen in ihren Referaten den hohen Stellenwert der Berufsbildung für die Wirtschaft. Die berufliche Grundbildung, die darauf aufbauende höhere Berufsbildung wie auch die Fachhochschule bilden ein nachfrageorientiertes Bildungssystem. Die führende Rolle der Privatwirtschaft führt in der Gestaltung und Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems zu einem hohen Nutzen innerhalb der Wirtschaft. Die Schweizer Industrie ist dadurch in der Lage, hochwertige Produkte zu entwickeln und produzieren, um auf diese Weise global konkurrenzfähig zu bleiben. Auch in Zukunft muss die Berufsbildung mit dem raschen und technologischen Wandel schritthalten können. Die Lernenden müssen noch stärker zum stetigen Lernen und zur kontinuierlichen Weiterbildung motiviert und befähigt werden. Sozialkompetenz, die Offenheit im Umgang mit andern Kulturen und Sitten wie auch die Bereitschaft zur Mobilität sowie Sprachkenntnisse sind Schlüsselfaktoren der zukünftigen Berufsbildung. Die Berufsbildung muss der Grundpfeiler des Schweizer Bildungswesens bleiben. Den Tendenzen zur Steigerung der rein akademischen Bildung ist entgegenzutreten. Arbeitnehmer-Seite Der Arbeitnehmervertreter (Bruno Weber-Gobet von Travail.Suisse) beleuchtete die Berufsbildung aus folgenden Blickwinkeln:

  • In der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik muss das Bewusstsein vorhanden sein, dass nicht eine Wissens- sondern Kompetenzgesellschaft erfolgreich ist.
  • Die Wirtschaft muss bereit sein, auch in schwierigen Zeiten genügend Lehrstellen anzubieten.
  • Die Politik muss darauf achten, dass bei den Betrieben die intrinsische Motivation zur Bereitstellung von Lehrstellen gestärkt wie auch erhalten bleibt und nicht die extrinsische Motivation die Oberhand gewinnt.
  • Die grosse Stärke der Lehre, die arbeitsmarktnahe Ausbildung, muss erhalten bleiben. Dazu braucht es engagierte Branchenverbände.
  • Statusdenken und soziale Herkunft dürfen nicht entscheidend für die Berufswahl sein. In der Volksschule ist das Thema der Berufswahl zu intensivieren, damit die Frage der Motivation und der Begabung zu ihrem Recht kommt.

Herr Weber würdigte das beispielhafte Engagement der MEM-Branche und des Verbandes Swissmem in der Berufsbildung. Podium und Diskussion Eine angeregte Podiumsdiskussion, geleitet durch Arthur W. Glättli, fand jeweils im Anschluss an die Impulsreferate statt. Die Referenten stellten sich dabei den vielen Fragen des Publikums sowie des Moderators.

 

Dieser Programmblock wurde von den Teilnehmern sehr geschätzt, da sie sich aktiv miteinbringen konnten und ihren Anliegen eine Stimme verleihen durften. In diesem Zusammenhang konnten rund um das Thema Berufsbildung viele Fragen beantwortet werden.

Showblock Nach dem Mittagessen hatte der Komiker und Kolumnist Bänz Friedli seinen grossen Auftritt. Dabei zeigte er einen Ausschnitt aus seinem aktuellen Programm “gömmer starbucks“. Bänz Friedli versuchte mit seinem Beitrag das Schwierige, ja vielleicht Unmögliche; nämlich die Sprache der Jugend von heute zu verstehen und zu erklären. Er imitierte die vermeintlich sprachlosen Jugendlichen von heute und nannte Beispiele der flinken aber gleichzeitig originellen Jugendsprache. Sein Auftritt bewegte sich zwischen Satire und ernsthafter Reflexion von Erwachsenen über die Welt der Jugend von heute. Die Einlage bildete eine sinnvolle und zum Nachdenken anregende Einstimmung auf die Workshops vom Nachmittag. Workshop Die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner behandelten am Nachmittag in verschiedenen Workshops das Thema «Die Berufslehre der Zukunft gestalten», während sich die Lernenden mit dem Thema «Die Jugend in der Welt von morgen» auseinander setzten.

Untenstehend einige Gedanken, Anregungen und Diskussionspunkte aus diesen Workshops: Zusammenfassung Resultate Workshop I «Die Jugend in der Welt von morgen»

  • Ortsunabhängiges Arbeiten wird zum Alltag gehören (z.B. Homeoffice)
  • Grössere Toleranz in Bezug auf die kulturellen Gewohnheiten und Unterschiede
  • Frauen werden in der Arbeitswelt viel stärker eingebunden sein (Frauen sind im Vormarsch)
  • Der Fokus liegt in der Sozial- und Selbstkompetenz und nicht mehr in der Fachkompetenz
  • Ressourcen-Sensibilisierung (Cleantech): Umweltschutz, Vorbild-Funktion (Eltern, Lehrer, Betriebe)
  • Migranten werden stärker in die Berufsbildung integriert
  • Steigende Anforderungen sowie der Druck nimmt zu. Das Zeitmanagement rückt in den Vordergrund
  • Die Arbeitstechniken werden umfangreicher und komplexer:
    • Dies führt zu einer möglichen Überforderung der Jugend
    • Achtung: das gleiche gilt für ältere Arbeitnehmende
  • Netzwerke werden besser genutzt
  • Der Mensch wird träge; verantwortlich dafür sind Roboter und computergesteuerte Programme
  • Durch die multimediale Welt und den Informationsfluss werden Tatsachen nicht mehr in der gleichen Art und Weise hinterfragt. Zum Teil sind die Grundlagen auch nicht mehr bekannt
  • Die Jugend von morgen wird länger arbeiten müssen, da das Pensionsalter angehoben wird

Zusammenfassung Resultate Workshop II «Die Berufslehre der Zukunft gestalten»

  • Virtuelle Ausbildung von Zuhause aus (virtuelles Schulzimmer)
  • Virtuelle Klassenräume / Jeder kann lernen, was, wann und wie er möchte
  • Das Way-Up Angebot wird vergrössert, damit der duale Bildungsweg für Jugendliche auch in Zukunft interessant bleibt. Voraussetzungen: Durchlässigkeit / Bekanntmachung der Möglichkeiten (Swissmem ist dabei ein wichtiger Akteur)
  • Die Löhne nivellieren (z.B. Akademiker und Berufsfachleuten) / Das Salär muss reichen, um eine Familie zu ernähren
  • Es werden neue Berufe entstehen oder aus einem Beruf gibt es auf Grund des Spezialisierungsgrads plötzlich zwei
  • Grössere Verbände wie die Swissmem werden noch mehr Funktionen übernehmen müssen, damit der Arbeits-, Denk- und Werkplatz Schweiz attraktiv bleibt
  • Praktische Arbeiten bereits in der Volksschule fördern
  • Während der Schulzeit dem Fach MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) mehr Gewicht verleihen
  • Diplome und Zertifikate internationalisieren
  • Mehr Berufsmarketing in Volksschulen betreiben / Export des Berufsbildungssystem
  • Ausbildung vermehrt vertiefen
  • Individualisierung der Ausbildung 
    • Klassengrösse
    • Schwächere Schüler
    • Wahlmöglichkeit der Fachrichtung / Vertiefungsrichtung
  • Lehre Modularisieren
    • 4 Jahre mit/ohne Unterbruch
    • 3/4/5 Jahre
    • Praktika, MINT-Fächer verankern
  • Gesellschaftliche Grenzen aktiv abbauen (Mann / Frau)

Schlussbemerkung Die Berufsbildungstage bieten den Besuchern eine ideale Plattform, um das bestehende Netzwerk zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen. Der aktive Erfahrungsaustausch wurde von den Lernenden, den Berufsbildner und von den Vertretern von Swissmem gleichermassen als bereichernd und motivierend wahrgenommen. <link www.swissmem-berufsbildung.ch/fileadmin/user_upload/Rueckblick_auf_die_Berufsbildungstage_2015.pdf - external-link-new-window>-> Flyer Rückblick auf die Swissmem Berufsbildungstage 2014</link> Kontakt: Christian Grob Swissmem Berufsbildung Brühlbergstrasse 4 8400 Winterthur T: +41 52 260 55 50 E-Mail: <link c.grob@swissmem.ch>c.grob@swissmem.ch</link> 

War dieser Artikel lesenswert?

Letzte Aktualisierung: 26.02.2015